P6 - Türkei Die Statistiken sind bekannt: Die Türkei gilt in Coronial als das schwächste Land, trotz der eigentlich gar nicht so übel aussehenden Startposition. Ein Blick in die Ludo-Datenbank zeigt aber auch, dass das bei Nopress nicht mehr zu gelten scheint. Hier gehört die Türkei zu den Ländern mit den meisten Solos. Ich hatte mir überlegt, dass die Türkei nur dann erfolgreich sein kann, wenn Russland im Westen schnell erledigt ist. Bei Standard-Dippy spreche ich vom "Schwarzmeer-Ring", den die Türkei als Basis für das weitere Spiel erobern sollte. Bei Colonial war mein Ansatz ähnlich, wichtigstes Ziel ist aber in beiden Varianten sich der russischen Schwarzmeerflotte schnell zu entledigen. Daher entschied ich mich für mich eine Eröffnung ins Schwarze Meer. Als einziger Türke in dem Turnier verzichtete ich zudem auf die direkte Einnahme Ägyptens, denn für die Armee (wie schade, dass wir am Anfang nur eine haben) sah ich keine Alternative zum Zug nach Armenien, gerade wenn ich früh gegen Russland kämpfen möchte. Tabriz ist da aus türkischer Sicht ein zu wichtiges Zentrum, um es in russische Hände fallen zu lassen. Eher ungewöhnlich dagegen mein Zug der Bagdad-Flotte nach Shiraz. Auch das ist allerdings ein anti-russischer Zug, da die Türkei so einen sicheren Aufbau hat und gleichzeitig Russland in Persien bouncen kann. Letzteres war aber gar nicht nötig, da Russland dort gar nicht hinwollte. Genausowenig eröffnete er gen Tabriz, was zwei sichere Aufbauten für mich waren. Die Türkei-freundlichen Züge Russlands sollten mich aber nicht umstimmen: Gerade mit mindestens zwei Aufbauten sollte ein schneller Feldzug gen Norden möglich sein. Die Odessa-Flotte war im ersten Zug nach Rumänien gezogen, so dass ich im Schwarzen Meer stand. Beide Flotten konnten nun im Herbst drei VZ erreichen, die für alle anderen Einheiten unerreichbar waren: Con, Rum und Ode. Ich überlegte lange und machte den wohl wichtigsten Zug dieser Partie und vielleicht des ganzen Turniers: Ab nach Odessa! Rum-Ode wäre aus russischer Sicht der schwächste aller drei Züge gewesen und der Russe blieb tatsächlich in Rumänien stehen. Daher: Jubel und drei Aufbauten (A Bag, A Con, F Ang) bei mir. Die russische Schwarzmeerflotte vernichtete ich direkt im folgenden Frühjahrszug und sicherte mir mit Rumänien und Shiraz die nächsten beiden Aufbauten. Mit zwei weiteren Armeen war alles auf die weitere Eroberung Russlands ausgerichtet. In einer Presspartie hätte ich das vermutlich auch so gemacht und auch der Einnahme Ägyptens durch Britannien im Herbst 71 zugestimmt. Hier rechnete ich aber so, dass ich für die Einnahme Moskaus gar nicht mehr meine ganze Schlagkraft brauchen würde und damit so oder so für Britannien gefährlich aussehen würde. Außerdem wollte ich dem Briten unbedingt mit einem Stab zuvorkommen. Denn was für die Türkei ähnlich tödlich wie russische Flotten in Odessa sind, sind britische Armeen in Aden. Andrerseits sind die antirussisch aussehenden Armeeaufbauten in Angora und Bagdad auch wunderbar gegen Aden und Ägypten einsetzbar. Genaus das tat ich also im Frühling 1872 (Ich mag Frühlingsstabs) und konnte im Herbst tatsächlich Ägypten und Moskau einnehmen, was mich auf 10 VZ an die Spitze der Partie katapultierte. Von da an ging es stetigt weiter bergauf, wobei ich immer wieder von der Gesamtlage der Partie profitierte. So wandte sich nach dem Fall Moskaus der Russe von mir ab und zog gegen China, wobei ich ihn sehr gerne gewähren ließ. Der Brite hatte praktisch keine Unterstützung und im Osten auch noch Druck von Holland. Als Resultat meines frühen Stabs war das Jahr 1873 im persisches Bereich etwas brenzlich, da meine Armeen zum Teil auf der arabischen Halbinsel waren. Ich plante ein, dass Britannien im Frühling nach Persien ziehen kann, rutschte dabei mit ner Flotte nach Karachi, was den Briten erstmal beschäftigte, während ich im Herbst Persien sichern konnte um mich auf den Angriff auf Indien vorzubereiten. Parallel eroberte ich Aden und den Sudan. Ich achtete darauf, trotz des Kampfs gegen Britannien nicht zu viele Flotten und vor allem Armeen zu bauen. So hatte ich auch keine Probleme, als ab dem Herbst 74 wieder der Russe bei mir anklopfte. Im Osten waren Japan und Russland auch noch miteinander beschäftigt, China und Frankreich ebenso und zu meiner Freude kämpften auch Frankreich und Holland sowie Japan und Holland gegeneinander. Ich konnte daher die Eroberung Indiens einleiten: 1874 Karachi, 1876 Bombay und 1877 per Rückzug Dehli. Denn mittlerweile half China trotz Druck von Frankreich in der Brettmitte Russland und Britannien die Stellung gegen mich zu halten. Trotzdem nahm ich 77 auch Tashkent vom Russen. Im Süden hatte ich Holland Madras angeboten. Der zog aber nicht herein und blockierte sogar zeitweilig meine Flotten, zog sich dann aber wieder nach Osten zurück, so dass ich 78 Madras und gleichzeitig Kashgar von China nehmen konnte. Dieser war aber durch die französische Einnahme Sinkiangs geschwächt, woran die jetzt für ihn kommenden Unterstützungen auch nichts änderten. Auch die anhaltenden französisch-holländischen und japanisch-holländischen Konflikte waren natürlich voll in meinem Sinne, obwohl sie angesichts meiner 18 VZ geradezu grob fahrlässig waren. Während ich im Jahr 1879 mit Bengalen (letztes britisches VZ) und Kashmir VZ 19 und 20 nahm, marodierten sogar Russland und Japan auf chinesisches Territorium und Japan nahm ein Center von Frankreich. Es schien mich also niemand aufhalten zu wollen. Gleichzeitig bekam ich etwas Angst von Japans Tempo, dass er mit die 24 streitig machen könnte. Mit drei weiteren VZ im Jahr 1880 (Omsk, Ceylon, Sinkiang) brauchte ich allerdings 1881 nur noch eins zum Sieg. Es war ein kniffliges Ratespiel mit Frankreich, indem ich sowohl Assam als auch Upper Burma hätte nehmen können. Ich entschied mich für Assam und hatte Erfolg!